Das Klima im Raum

 

Untersuchungsgebiet

Die Alpen sind das höchste Gebirge Europas und zugleich das am dichtesten besiedelte Hochgebirge der Welt. Inmitten des Alpenbogens liegt das Untersuchungsgebiet, für das der durchschnittliche Zustand des Klimas über den jüngsten 30-jährigen Bezugszeitraum von 1981 bis 2010 hinweg räumlich analysiert und kartografisch aufbereitet wurde. Die so entstandenen Klimakarten umfassen alle Landesteile der Alpenregion Tirol (Abbildungen 1 und 2): Nord- und Osttirol, die zum österreichischen Bundesland Tirol gehören, sowie Südtirol und das Trentino, die dem italienischen Staat zugeordnet sind. Die im sich so ergebenden Kartenfeld ohnehin vollständig abgedeckte venezianische Provinz Belluno ist ebenfalls in die Auswertungen einbezogen. Das Untersuchungsgebiet umschließt somit eine Fläche von 30.000 km² und erstreckt sich sowohl in Nord-Süd- als auch in West-Ost-Richtung über etwa 225 km. Annähernd zwei Millionen Menschen bewohnen diese Gebirgsregion. Somit sind ein Sechstel der Alpenfläche und ein Siebtel der Alpenbewohner von der Klimakartensammlung betroffen.

 

Abb. 1: Togografische Übersicht über das Untersuchungsgebiet.

 

 

Abb. 2: Bezeichnungen von Regionen, Gebirgszügen und Tälern im Untersuchungsgebiet.

 

 

Tirol und sein Umland werden unweigerlich mit dem Relief des Hochgebirges in Verbindung gebracht. Die Topografie dieses Raumes bestimmt die klimatischen Gegebenheiten in vielfältiger Weise, aber auch das Klima wirkt auf Ausgestaltung und Verteilung von Landformen, Gewässern und Siedlungen zurück. Im kontinentalen Maßstab liegen die Alpen im Überschneidungsbereich zwischen feuchtgemäßigtem Einfluss vom atlantischen Nordwesten, trockenem, winterkaltem und sommerwarmem Einfluss vom kontinentalen Osten sowie winterfeuchtem, sommertrockenem und warmem Einfluss vom mediterranen Süden her. Maritime Luftmassen müssten von der Biskaya 850 km, von der Nordsee 650 km, vom Ligurischen Meer 190 km und von der Adria nur 60 km weit über Land ziehen, um auf kürzestem Weg zum Rand des Gebietes zu gelangen. Die Gebirgskette verhindert ein direktes Vordringen der Luftströmungen und lenkt diese um. Als bekannteste Abwandlung kommt ein trockenwarmer Fallwind, der Föhn, zustande. Als unmittelbare Grenze im Machtkampf der Luftmassen wird häufig der Alpenhauptkamm wahrgenommen, aber schon den vorgelagerten Gebirgskämmen der Nord- und Südalpen kommt eine ähnliche Rolle zu. In der Mitte der Alpen gelegen und ringsum von hohen Gebirgszügen umrahmt, ist der Vinschgau am wirksamsten von Feuchtigkeitszufuhr abgeschirmt. Es überrascht nicht, dass hier eine der trockensten Gegenden des Alpenbogens zu finden ist. Nirgends sonst ist die Entfernung zu den Gebirgsrändern so groß. Generell ist die Breite des Alpenbogens mit bis zu 240 km nirgends so mächtig wie im Bereich des Untersuchungsgebietes.


Die vertikale Erstreckung des Reliefs im Untersuchungsgebiet beeindruckt ebenso. Die tief eingeschnittene Sarca mündet in nur 65 m Seehöhe in den Gardasee, während der Ortler 3899 m hoch über den Meeresspiegel ragt. Immerhin die Hälfte der Gebietsfläche entfällt auf Höhenlagen zwischen 1000 und 2000 m, nur ein Fünftel liegt tiefer, noch höher demnach 30 % der Fläche. Die mittlere Gebietshöhe beträgt 1620 m. Doch auch die Hangneigung – sie liegt im Flächenmittel bei 23° – bestätigt den Charakter des Untersuchungsgebietes als Hochgebirgsraum. Nur 5 % der Fläche sind als Ebene (mit einer Neigung kleiner als 3°) anzusehen. Entsprechend hoch sind die Werte des relativen Reliefs („Reliefenergie“): Im Flächenmittel beträgt der jeweilige Seehöhenunterschied im Umkreis von 3 km beachtliche 1380 m. Die Gestaltung des Geländes, die Neigung und Ausrichtung der Hänge, haben entscheidenden Einfluss auf das Strahlungsklima. Durch nächtliche Ausstrahlung abkühlende und somit schwerere Luftpakete gleiten von den Hängen ab und sammeln sich in Tälern und Becken zu Kaltluftseen. Hingegen ist der Strahlungsgenuss an südexponierten Hängen, auf denen die (je nach Jahreszeit unterschiedlich) schräg einfallenden Sonnenstrahlen im rechten Winkel eintreffen, besonders hoch. Die überhitzten Luftpakete steigen als Thermik auf und lösen sommerliche Quellbewölkung aus, die folglich eher entlang der Gebirgszüge als über den Niederungen auftritt.


Die beherrschenden, tief eingeschnittenen Talsysteme des Inns im Norden und der Etsch im Süden bilden die Hauptachsen der menschlichen Besiedelung. Hinzu kommen die Drau in Osttirol und der Piave in der Provinz Belluno. Während Inn und Drau über die Donau in Richtung Schwarzes Meer fließen, entwässern Etsch und Piave sowie Chiese, Sarca und Brenta in die Adria. Die kontinentale Wasserscheide verläuft von Westen kommend zunächst entlang des Alpenhauptkammes, biegt aber am westlichen Tauernhauptkamm nach Süden ab, durchquert im Toblacher Feld das Pustertal und setzt sich über die Sextener Dolomiten ostwärts zum Karnischen Hauptkamm fort. Verschwindend kleine Bereiche an der Grenze zu Vorarlberg zählen sogar zum Einzugsgebiet des Rheins und entwässern daher zur Nordsee. Das Trentino hat Anteil am Gardasee, dem größten See Italiens und dem einzigen großen Binnengewässer im Untersuchungsgebiet. Die in seinem Wasserkörper gespeicherte Wärme hat einen dämpfenden Einfluss auf das Temperaturklima der Uferbereiche. Wesentlich kleiner sind etwa der Lago di Santa Croce und der Reschensee, die teilweise oder ganz durch Kraftwerksbauten entstanden sind.

 

Ebenso wie die Hydrologie des Landes ist die Landbedeckung nicht mehr in ihrem natürlichen Zustand. Die seit dem Mittelalter voranschreitende Landnahme zulasten von Waldflächen und zugunsten von Weide- und Anbauflächen führte zu klimarelevanten Änderungen der Albedo (Rückstrahlvermögen der Oberfläche), Verdunstungsraten und Bodenrauigkeit. Durch unter anderem indirekten menschlichen Einfluss ist die vergletscherte Fläche im Abnehmen begriffen. Laut den aktuellen Erhebungen zählt die Region (ohne das Trentino) 857 Gletscher auf zusammen 412 km² Fläche, wovon etwa drei Viertel auf den österreichischen Gebietsteil entfallen. Hervorzuheben ist der Wärmeinseleffekt in Großstädten, hauptsächlich hervorgerufen durch verstärktes Aufheizen des verbauten Steins und verminderte Verdunstungskühlung aufgrund verringerter Vegetation. Mit Innsbruck, Trient und Bozen befinden sich gleich drei der vier inneralpinen Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern im Untersuchungsgebiet. Interessanterweise klafft in der gesamten Region eine weite Lücke mittelgroßer Städte, ehe mit Rovereto, Meran und Belluno schon wesentlich kleinere Städte anschließen.

 

Die außergewöhnliche Vielfalt des alpinen Klimas in Tirol, dem Trentino und der Provinz Belluno zwischen dem feuchtkalten Eisklima der Gletscherregionen und dem subtropisch gefärbten Klima der südlichen Täler, zwischen Föhn und Kaltluftseen, Niederschlagsstau und Regenschatten, Schneemassen und Sonnenlagen mit seinen starken Kontrasten auf oft engem Raum erschöpfend zu erfassen, ist aufgrund von Einschränkungen bei Verständnis, Daten, Methoden und Modellen eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Die Auswahl der hier verfügbaren Klimakarten vermag dennoch einen nutzbringenden Einblick zu gewähren.

 

Details zu den Methoden der Kartenerstellung findet man hier.

 

 

Lufttemperatur

Die Temperatur der bodennahen Atmosphäre ist der am häufigsten betrachtete Parameter in der Klimatologie. Sie ist einer der grundlegendsten ökologischen Steuerungsfaktoren überhaupt und beeinflusst beispielsweise den Wärmehaushalt von Lebewesen entscheidend. Die Lufttemperatur ist Ausdruck der Bewegungsenergie der Luftmoleküle. Ihre Abnahme mit der Seehöhe (im klimatischen Mittel) ist eine Folge der abnehmenden Kompression der Luft, also niedrigeren Luftdrucks. So ist die räumliche Temperaturverteilung im gebirgigen Untersuchungsgebiet hauptsächlich von der Seehöhe geprägt. Dies wird von Besonderheiten des Geländeklimas wie Kaltluftseen, Seeufer- und Föhneinflüssen sowie städtischen Wärmeinseln überlagert. Die Lufttemperatur wird hauptsächlich vom Strahlungshaushalt der Erdoberfläche gesteuert und weist entsprechende Schwankungen im tages- und jahreszeitlichen Verlauf auf. Das Wärmespeichervermögen des Bodens verzögert jedoch das Eintreten der Tages- bzw. der Jahresextrema der Temperatur gegenüber der entsprechenden Strahlungsmaxima um einige Stunden bzw. Wochen. Daneben unterliegt die Lufttemperatur langfristigen, natürlichen und menschlich mitverursachten, Schwankungen (siehe auch Schwankungen und Trends zwischen Arlberg und Dolomiten). Den folgenden Auswertungen liegen Tagesmittelwerte der Temperatur zugrunde, die, wie in Österreich üblich, als arithmetisches Mittel aus Morgen- (7 Uhr) und Abendbeobachtung (19 Uhr) sowie Tiefst- und Höchstwert berechnet werden. Tagesmittelwerte aus anderen regionalen Konventionen in Italien, Deutschland und der Schweiz wurden an diese Mittelungsmethode angepasst.

 

Die mittlere Lufttemperatur über das ganze Jahr ist die allgemeinste Darstellung des Temperaturklimas (Klimakarte Temperatur :: Mittel gesamt). In den dicht besiedelten Tälern liegt sie zwischen 7 und 9 °C nördlich und zwischen 9 und 12 °C südlich des Alpenhauptkammes. Während die wärmsten Stellen (13 °C) am Nordufer des Gardasees zu finden sind, vermelden in Hochtälern gelegene Ortschaften wie Kühtai oder Sulden mittlere jährliche Temperaturen von nur 2 °C. Die Null-Grad-Isotherme schwankt in groben Zügen von Nord nach Süd zwischen 2300 und 2600 m Seehöhe. Auf dem Ortlergipfel (3899 m) wird die durchschnittliche jährliche Temperatur mit lediglich –9 °C bestimmt. Der räumliche Mittelwert über das Untersuchungsgebiet beträgt 4 °C.

 

Der Jahresverlauf der Temperatur zeigt deutliche räumliche Unterschiede (Klimakarten Temperatur :: Monatsmittel). Mit einem Mittelwert von –4 °C über die gesamte Region ist der Jänner der kälteste Monat des Jahres. Die Temperatur ist so unsystematisch über die Seehöhe verteilt wie in keinem anderen Monat. Inneralpine Lagen wie das Defereggen (–8 °C), das Gadertal (–7 °C) und das Paznaun (–6 °C) sind aufgrund der häufigen Ausbildung talgebundener Inversionsschichten bitterkalt. Abhängig von Talgröße, Talausrichtung und Strahlungsgenuss unterscheidet sich die Temperatur auch zwischen benachbarten Tälern, etwa zwischen dem Gadertal und dem Valle del Boite, stark. Während die mittleren Temperaturen nördlich des Alpenhauptkammes durchwegs unterhalb von 0 °C verharren, pendeln sie im Etschtal und im südlichen Teil der Provinz Belluno um den Gefrierpunkt. Die mildeste Gegend ist das untere Sarcatal mit durchschnittlichen Temperaturen von bis zu 3 °C. Die hochalpinen Gipfelregionen weisen monatliche Mitteltemperaturen von nur –15 °C auf. Folglich umspannen die mittleren Jännertemperaturen über die gesamte Region den eher kleinen Bereich von 18 °C. Der Februar ist in der Region als Ganzes schon ein wenig wärmer als der Jänner, oberhalb von rund 1800 m Seehöhe hingegen ist der Februar sogar noch etwas kälter (bis zu –16 °C auf dem Ortlergipfel). Im März verringert sich die Störung der vertikalen Temperaturverteilung durch talgebundene Inversionsschichten deutlich.


Im April schreitet die Erwärmung in den Niederungen rasch voran, während die Hochlagen nur langsam folgen. Oberhalb von rund 2000 m Seehöhe herrscht im Durchschnitt noch Frost, auf dem Ortlergipfel sind –11 °C typisch für die Mitte des Frühjahres. Der Grund liegt in der zu dieser Jahreszeit dicken Schneeauflage im Hochgebirge, die einen großen Teil der eintreffenden Sonnenstrahlung reflektiert. In den tiefgelegenen Städten erreicht die mittlere Apriltemperatur Werte von 8 °C (Lienz, 661 m), 10 °C (Innsbruck, 579 m, und Belluno, 376 m) oder 12 °C (Bozen, 254 m). In Trient (194 m) ist es noch etwas wärmer (13 °C). 2 °C ist ein repräsentativer Wert für die gesamte Region. Die kräftigste Erwärmung von einem Monat auf den nächsten geschieht von April auf Mai. Im Juni ist die Bindung zwischen Temperaturverteilung und Topografie am engsten, da der hohe Sonnenstand eine wirksame vertikale Durchmischung der unteren Atmosphäre zustande bringt.


Der Juli ist mit einem Flächenmittel von 13 °C der wärmste Monat des Jahres. Gleichzeitig ist die Spannweite zwischen dem kältesten (Ortlergipfel: –2 °C) und dem heißesten (unteres Sarcatal: 24 °C) Ort mit fast 26 °C am größten. Die mittlere Frostgrenze liegt in rund 3600 m Seehöhe. Demzufolge sind die Hochgebirgsregionen im Hochsommer noch immer wesentlich kälter als die wärmsten Gegenden des Untersuchungsgebietes im Hochwinter. 17 bis 19 °C sind repräsentative Temperaturwerte für die Haupttäler Nord- und Osttirols, 21 bis 23 °C für die Haupttäler Südtirols, des Trentino und der Provinz Belluno. Der August ist durch ein ähnliches Temperaturmuster wie der Juli gekennzeichnet und nur in den Tälern geringfügig kühler. Vom August zum September sinkt das Flächenmittel der Lufttemperatur von 13 °C auf 9 °C.


Die herbstliche Abkühlung vollzieht sich in den Tälern rascher als auf den Bergen. Im Oktober befindet sich die mittlere Frostgrenze in 2700 m Seehöhe, deutlich höher als zur Mitte des Frühlings. Auf den höchsten Gipfeln schwanken die Oktobertemperaturen um –8 °C. Die monatliche Mitteltemperatur liegt im gesamten Inntal, dem Vinschgau, dem Pustertal und dem Cadore unter 10 °C. Von Meran (330 m), Klausen (700 m) und Perarolo di Cadore (532 m) flussabwärts werden monatliche Mitteltemperaturen von 10 bis 12 °C erreicht, bis hin zu fast 14 °C in Arco (91 m). Die jahreszeitliche Abkühlung ist von Oktober auf November am wirksamsten. Längere Nächte und häufige Hochdrucklagen begünstigen das Absinken sich auskühlender Luftmassen und die Ausbildung von Kaltluftseen. Daher fallen die mittleren Novembertemperaturen in Hochtälern wie dem Paznaun, dem Seefelder Plateau, dem Defereggen, dem Toblacher Feld und dem Gadertal bereits unter den Gefrierpunkt. Andererseits hat der Gardasee einen wärmenden Einfluss auf den unmittelbaren Uferbereich. Im Dezember wird die Temperaturverteilung noch uneinheitlicher. Die Temperaturabnahme zum Mittelgebirge hin ist schwach ausgeprägt, erst oberhalb von etwa 2000 m Seehöhe fällt die Temperatur deutlich ab.

 

Das mittlere jährliche Minimum bzw. Maximum der Lufttemperatur berechnet sich aus den 30 jährlichen Tiefst- bzw. Höchsttemperaturen des Untersuchungszeitraumes. In einzelnen Jahren sind also noch tiefere oder höhere Temperaturen gemessen worden. Im Großteil Nord- und Osttirols, dem Obervinschgau, dem Pustertal und den inneren Dolomitentälern liegt das Temperaturminimum des Jahres bei durchschnittlich –18 bis –16 °C (Klimakarte Temperatur :: Mittel des jährlichen Minimums). Weniger kalt sind das Stadtgebiet Innsbrucks und das Innknie bei Landeck. Noch kälter ist es z. B. im Abteital (–21 °C), dem Paznaun (–22 °C) und dem Defereggen (–23 °C), dem kältesten Tal des Gebietes. Das Achental ist die einzige Gegend unterhalb von 1000 m Seehöhe, wo durchschnittlich weniger als –20 °C verzeichnet werden. Auf den Bergen sind solche Werte erst wieder oberhalb von rund 2200 m Seehöhe anzutreffen. Auf dem Ortlergipfel werden wohl –30 °C regelmäßig erreicht. Von Schlanders (698 m) und Franzensfeste (725 m) flussabwärts ist die Kälte schlagartig gedämpft: –12 bis –9 °C sind übliche jährliche Tiefstwerte in den südlichen Haupttälern, bis hin zu –6 °C direkt am Ufer des Gardasees.

 

Das Temperaturmaximum des Jahres liegt in vielen Tälern des Untersuchungsgebietes, wie dem Inntal, dem Vinschgau, dem Eisacktal, dem Lienzer Becken und dem Valbelluna, üblicherweise bei 32 bis 34 °C (Klimakarte Temperatur :: Mittel des jährlichen Maximums). Die mittleren jährlichen Höchstwerte nehmen mit zunehmender Höhenlage gleichmäßig ab, bis auf etwa 23 °C in den höchsten Tallagen um 2000 m Seehöhe. Passlagen in ähnlicher Höhenlage sind ein bis zwei Grad kühler. Auch auf den höchsten Gipfeln werden jedes Jahr eindeutig positive Temperaturen erreicht, z. B. 7 °C auf dem Ortler. Die typischen jährlichen Höchstwerte betragen im Etschtal 35 bis 36 °C, sogar im weit flussaufwärts gelegenen Meran sind es 36 °C. Der heißeste Ort ist Bozen, wo für gewöhnlich 37 °C erreicht werden.

 

Über Schwellenwertabfragen, Summen- und Differenzbildungen kann eine Vielzahl abgeleiteter Größen des Temperaturklimas für spezielle Anwendungen errechnet werden.
Die jährliche Anzahl der Eistage erfasst Tage, an denen die Höchsttemperatur unter 0 °C verbleibt. Sie variiert selbst im langjährigen Durchschnitt stark im Untersuchungsgebiet (Klimakarte Temperatur :: Eistage): Im unteren Sarcatal kommt ein Eistag weniger als einmal pro Jahr vor (und zwar nur einmal in fünf bis zehn Jahren). Demgegenüber sind auf den höchsten Gipfeln üblicherweise bis zu mehr als drei Viertel des Jahres von Dauerfrost geprägt. Der Gegensatz zwischen den kälteren Tälern Nord- und Osttirols und den wärmeren südlichen Tälern tritt deutlich hervor. Bemerkenswert ist der starke Gradient am Übergang vom beständig kalten Pustertal (bis zu sieben Wochen an Eistagen) zum thermisch begünstigten Eisacktal (rund eine Woche an Eistagen).

 

Die jährliche Anzahl der Sommertage ist die Summe der Tage mit einer Höchsttemperatur von 25 °C oder mehr. 50 bis 60 Sommertage werden im durchschnittlichen Jahr im Inntal und dem Lienzer Becken verzeichnet (Klimakarte Temperatur :: Sommertage). Im Vinschgau, dem Eisacktal, dem Suganertal und dem Valbelluna werden Temperaturen von mehr als 25 °C üblicherweise an 60 bis 90 Tagen pro Jahr erreicht. Sogar 100 bis 125 Sommertage sind entlang der Etsch zwischen Meran und Rovereto nichts Ungewöhnliches, nur noch übertroffen von Arco im unteren Sarcatal. In größeren Höhenlagen ist die Anzahl der Sommertage von lokalen Einflüssen wie Hangausrichtung und dem Luftvolumen eines Tales gekennzeichnet. In etwa 1500 m Seehöhe schwankt die Anzahl zwischen 1 und 20 Tagen. Die Obergrenze der Sommertage liegt in rund 2000 m Seehöhe, weicht aber regional stark ab.

 

Tage, an denen die Lufttemperatur den Gefrierpunkt durchschreitet, werden als Frostwechseltage gewertet. An solchen Tagen liegt die Tiefsttemperatur unter und die Höchsttemperatur über 0 °C. Die jährliche Anzahl der Frostwechseltage ist ein aussagekräftigeres Maß für die Intensität der Frostverwitterung von Gestein und technischen Bauten als etwa die Anzahl der Tage mit Dauerfrost (Eistage). Ihr räumliches Muster zeigt ein kompliziertes Ineinandergreifen von Seehöhen- und Inversionseffekten (Klimakarte Temperatur :: Frostwechseltage). Wo Frost grundsätzlich weniger häufig auftritt, wie im Unterinntal, dem Etschtal und dem Valbelluna, ist auch die Anzahl an Frostwechseltagen gering. Dasselbe gilt für hochalpine Bereiche, hier jedoch deswegen, weil die Temperatur an den meisten Tagen unter 0 °C verharrt. Mittelgebirgslagen und besonders höhergelegene inneralpine Täler weisen die größte Anzahl an Frostwechseltagen auf. Der Höchstwert findet sich im Fassatal.

 

Die Gradtagszahl besteht aus den über das Jahr aufsummierten täglichen Differenzen zwischen der Raumtemperatur (festgelegt mit 20 °C) und dem Tagesmittel der (Außen-)Temperatur. Nur Heiztage mit einer mittleren (Außen-)Temperatur von höchstens 12 °C werden berücksichtigt. Die jährliche Gradtagszahl ist somit ein Maß für den Heizwärmebedarf während der Heizperiode. Ihre räumliche Verteilung ist eng an die Seehöhe gebunden (Klimakarte Temperatur :: Gradtagszahl). Zudem ist ihr Niveau im nördlichen Teil des Gebietes allgemein etwas höher als im südlichen Teil. Die Werte reichen von rund 2500 °C im Etschtal über 3000 °C im Valbelluna und 3500 °C im Inntal bis 4000 °C im Lienzer Becken. Berghütten in 2000 m Seehöhe weisen einen jährlichen Heizbedarf von etwa 6000 °C auf. In 3000 m Seehöhe beläuft sich die Gradtagszahl auf etwa 8500 °C.

 

Mit Vegetationsperiode wird jener Abschnitt des Jahres bezeichnet, in dem Pflanzen fotosynthetisch aktiv sind, d. h. wachsen, blühen und fruchten. Die Vegetationsperiode nach der Fünf-Grad-Schwelle umspannt den längsten durchgehenden Abschnitt von Tagen mit einer Mitteltemperatur von mindestens 5 °C. Allerdings wird ein früherer bzw. späterer Abschnitt solch warmer Tage bereits bzw. noch in die Vegetationsperiode miteinbezogen, falls er länger anhält als die Summe aller dazwischenliegenden kühleren Tage. Die Fünf-Grad-Schwelle hat allgemeine landwirtschaftliche Bedeutung und steht in Verbindung mit der merkbaren Zunahme der Wuchsleistung. Die räumliche Verteilung von Dauer, Beginn und Ende dieser Wachstumsperiode sind in den Klimakarten Temperatur :: Vegetationsperiode t ≥ 5°C ersichtlich. Entlang der Etsch, von Avio bis Meran, beginnt die Vegetationsperiode gewöhnlich noch vor Ende Februar. Im Laufe des März fängt die Wachstumsperiode in den meisten Niederungen des Untersuchungsgebietes an. Im Außerfern, dem Leuckental, dem Pustertal und dem Valle del Boite ist es erst im April soweit. Im Mai, Juni bzw. Juli schreitet das Einsetzen der Vegetationsperiode in Höhenlagen um 1700, 2300 bzw. 2800 m Seehöhe fort, wobei diese mittleren Höhenangaben große Nord-Süd-Unterschiede umfassen. Das Ende der Vegetationsperiode geschieht üblicherweise im August in rund 2700 m und im September in rund 2200 m Seehöhe. Während der zweiten Oktoberhälfte endet die Vegetationsperiode in den ersten Niederungen, nämlich dem Außerfern, dem Wipptal und dem Pustertal. Im Etschtal unterhalb von Meran, dem Suganertal und dem Valbelluna dauert sie bis in die zweite Novemberhälfte an. Im unteren Sarcatal zieht sich die Vegetationsperiode in die ersten Dezembertage hinein. Folglich stehen in den thermisch begünstigten Bereichen der tiefgelegenen südlichen Täler jährlich etwa neun bis zehn Monate zur Pflanzenentwicklung zur Verfügung. Im Inntal, dem Lienzer Becken und dem Pustertal beträgt die Vegetationsdauer etwa sieben bis über acht Monate.

 

 

 

Niederschlag

Niederschlag umfasst kondensiertes Wasser aus Wolken und Nebel, das entweder in flüssiger Form als Regen und Nieselregen oder in fester Form als Schnee, Hagel, Eiskörner und Graupel die Erdoberfläche erreicht. Der Niederschlag bestimmt zusammen mit der (potenziellen) Verdunstung die klimatische Wasserbilanz. Sie bestimmt die Ausgestaltung des oberflächlichen Flussnetzes, die Möglichkeiten der Wasserkraftnutzung, die Ausbildung von Grundwasser, die natürliche Vegetationsform und den Landbau. Da die Niederschlagsverteilung räumlich und zeitlich stark variiert, ist das Niederschlagsmessnetz das dichteste aller Klimaparameter. Allerdings stammen nur 3 % des verfügbaren Datenmaterials von Messstationen auf jenen 30 % der Gebietsfläche, die oberhalb von 2000 m Seehöhe liegen. (Für Niederschlagsgrößen, die keine tägliche Auflösung voraussetzen, bessern seltener entleerte Sammelgefäße, so genannte Totalisatoren, die Datenlage geringfügig auf.) Hinzu kommt, dass das Hauptproblem der Niederschlagsmessung, die windbedingte Abdrift der Hydrometeore über dem Auffanggefäß, gerade im Hochgebirge aufgrund der höheren Windgeschwindigkeiten und des höheren Anteils an Schneeniederschlag besonders gravierend ist. Für die Kartendarstellungen hat dies zweierlei Auswirkungen: Erstens nimmt die Kartengüte mit größerer Seehöhe zusehends ab, bis die Angaben im hochalpinen Raum schließlich den Charakter von Größenordnungen einnehmen. Zweitens beziehen sich alle Auswertungen auf die gemessene Niederschlagsmenge, wobei die tatsächlich gefallene Niederschlagssumme potenziell höher ist.

 

Die jährliche bzw. monatliche Niederschlagssumme pro Flächeneinheit (in Liter pro Quadratmeter) entspricht der über das Jahr bzw. einen bestimmten Kalendermonat angesammelten gemessenen Niederschlagshöhe (in mm) im langjährigen Durchschnitt. Die allgemeine Niederschlagszunahme mit ansteigender Seehöhe erklärt die Niederschlagsverteilung im mittleren Jahr nur unzureichend (Klimakarte Niederschlag :: mittlere Jahressumme). Die Hebung feuchter Luftmassen entlang von Gebirgen verursacht wesentlich höhere Stauniederschläge an der windzugewandten Gebirgsseite, besonders am Alpenrand, und lässt trockenere Luft an der föhnigen Leeseite, besonders in inneralpinen Tälern, zurück. Dementsprechend erhalten die Nördlichen Kalkalpen hohe Niederschlagsmengen bei westlicher bis nördlicher Anströmung, genauso wie die Südalpen bei südlicher Anströmung. Am drastischsten ist das plötzliche Gefälle von den Allgäuer Alpen (etwa 2800 mm), wo die höchsten mittleren jährlichen Niederschlagssummen des Gebietes verzeichnet werden, zum Oberinntal (etwa 700 mm). Über die Dolomiten hinweg verläuft der Übergang weitaus glatter. Das trockenste Tal des Gebietes, eingebettet inmitten der Alpen, ist der Vinschgau (530 mm). Entlang des Alpenhauptkammes variiert der Niederschlag stark zwischen den Hohen Tauern, die viel Niederschlag sowohl aus nördlicher als auch aus südlicher Richtung erhalten, und den trockeneren Ötztaler Alpen. Die mittlere jährliche Niederschlagssumme beträgt im Flächenmittel über das Untersuchungsgebiet 1300 mm.

 

Das eben beschriebene Niederschlagsmuster ist jedoch zeitlich nicht konstant, sondern ändert sich im Jahresverlauf (Klimakarten Niederschlag :: mittlere Monatssumme). Im Jänner erhält das Untersuchungsgebiet im Durchschnitt etwa 65 mm Niederschlag. Die Niederschlagsmenge variiert jedoch örtlich stark. Während bis zu 250 mm, meist in Form von Schnee, in den Nördlichen Kalkalpen zusammenkommen, erhalten die Südalpen (mit Ausnahme der Vizentiner Alpen) allgemein niedrige Niederschlagssummen von etwa 40 bis 80 mm. Für Teile der Zentralalpen gilt dasselbe, in den Stubaier und Zillertaler Alpen ist der Jänner der niederschlagsärmste Monat des Jahres. Ausgeprägte Trockenbereiche sind die Tallagen zwischen dem Reschensee und Bozen sowie weiter nach Toblach, wo in einem durchschnittlichen Jänner weniger als 25 mm, mancherorts nur 15 mm, Niederschlag fallen. Der Februar ist üblicherweise der niederschlagsärmste Monat des Jahres, sowohl im Untersuchungsgebiet als Ganzem als auch in seinen meisten Teilbereichen. Im März verstärken sich Stauniederschläge sowohl von Norden als von Süden her.


Im April – das Flächenmittel des mittleren Monatsniederschlages liegt bei 100 mm – verstärkt sich der Südstau deutlich, während die Niederschlagsmengen über den Nördlichen Kalkalpen etwas zurückgehen. Demzufolge erhalten Ortlergruppe, Adamello-Presanella-Gruppe und Dolomiten monatliche Niederschlagsmengen (etwa 70 bis 200 mm), die mit jenen der nördlichen Gebirgsketten zwischen Lechtaler Alpen und Kaisergebirge vergleichbar sind. Die Ötztaler und Sarntaler Alpen bleiben mit monatlichen Niederschlagssummen meist unter 100 mm weitaus trockener. Im Außerfern und dem Oberinntal sowie dem Verwall und der Silvretta ist der April üblicherweise der niederschlagsärmste Monat des Jahres. Was den Talboden des Inns betrifft, verringern sich die durchschnittlichen Monatsmengen von der bayerischen zur Bündner Grenze um mehr als zwei Drittel. Dementsprechend sind die räumlichen Extremwerte verteilt: 30 mm im Oberinntal, gegen 300 mm in den Hochlagen der Vizentiner Alpen. Im Mai wächst der Beitrag von Konvektionsniederschlägen aus Schauern und Gewittern, weshalb auch inneralpine Bereiche höhere Niederschlagsmengen erhalten. Folglich ist die räumliche Variabilität des Mainiederschlages (relativ gesehen) am geringsten. Das Flächenmittel des Niederschlages nimmt im Juni weiter zu. Das liegt an einer Niederschlagsverstärkung in den nördlichen zwei Dritteln des Untersuchungsgebietes, während sich die Luft südlich von Vinschgau, Fleimstal und Valle del Boite unter dem zunehmenden Einfluss subtropischer Hochdruckgebiete abzutrocknen beginnt.


Im Durchschnitt über das Untersuchungsgebiet ist der wärmste Monat des Jahres auch der niederschlagsreichste. Genauer betrachtet gilt dies für die Gebiete nördlich und einschließlich des Vinschgau und des Dolomitenhauptkammes. Der Juli bringt üblicherweise über 150 mm im Flächenmittel, was beinahe der dreifachen mittleren Februarsumme entspricht. Zum Höhepunkt der konvektiven Saison kommen zwischen 70 mm im Vinschgau und deutlich über 300 mm in Gipfellagen der Hohen Tauern zusammen. Weiter im Süden nehmen die Niederschlagsmengen im Hochsommer weiter ab, betragen aber immer noch etwa 90 bis 190 mm. Im August bleiben die Niederschlagssummen auf einem allgemein hohen Niveau. Zum September hin nehmen die durchschnittlichen Niederschlagssummen mit Ausnahme der südlichen Adamello-Gruppe und der Vizentiner Alpen ab.
Im Oktober – das räumliche Niederschlagsmittel kommt nun bei 120 mm zu liegen – nehmen die Gegensätze zu. Einerseits wächst durch das Abkühlen des Kontinents der Einfluss beständiger herbstlicher Hochdruckgebiete. Somit nehmen die Niederschlagsmengen entlang des Alpenhauptkammes und nördlich davon auf rund 60 bis 180 mm ab, auf 45 mm im Extremfall des Oberinntals. In Hochlagen der Nördlichen Kalkalpen ist der Oktober sogar der niederschlagsärmste Monat des durchschnittlichen Jahres. Andererseits werden die stabilen Wetterphasen durch einzelne, langsam vom warmen Wasser des Ligurischen und Adriatischen Meeres her ziehende Tiefdruckgebiete unterbrochen, die besonders in den Südalpen anhaltenden, intensiven Niederschlag bringen. Sogar im langjährigen Mittel werden in Hochlagen der Vizentiner Alpen wohl bis über 300 mm erreicht und auch die südlichen Täler sind von 150 bis 220 mm betroffen. Folglich erfüllt das Gebiet südlich einer Linie Ortler – Sulztal – Tramin – Fleimstaler Alpen – Marmolata – Pladen beim Niederschlag das Kriterium des Mittelmeerklimas: ein primäres monatliches Niederschlagsmaximum nicht im Sommer, sondern im Herbst. Im November gehen die Niederschläge im Vergleich zum Vormonat meist leicht zurück. Das gilt nicht für die Nördlichen Kalkalpen und Hochlagen der Hohen Tauern, wo atlantische Fronten eine Niederschlagszunahme zustande bringen. Von der Adamello-Presanella-Gruppe bis zu den Südlichen Karnischen Alpen ist der Einfluss von Mittelmeertiefs weiterhin stark. Im Dezember wird es in den Gebieten südlich des Alpenhauptkammes merklich trockener, während die Niederschlagssummen westlich und nördlich des Inntals sowie nördlich der Kitzbüheler Alpen weiter zunehmen.

 

Die jährliche Anzahl der Niederschlagstage ist die Gesamtsumme der Tage mit einer Niederschlagsmenge von 1 mm oder mehr während eines ganzen Jahres. Die meisten Niederschlagstage werden aufgrund von Staueffekten in den Nordalpen verzeichnet (Klimakarte Niederschlag :: mittlere Anzahl der Tage mit Niederschlag ≥ 1mm). Regen und Schnee fallen in Gipfellagen von den Allgäuer Alpen über das Karwendel bis zu den Kitzbüheler Alpen an bis zu 180 Tagen pro Jahr. Ähnliche Werte sind unmittelbar am Alpenhauptkamm der Hohen Tauern, die Niederschläge sowohl aus Nord als auch aus Süd erhalten, zu finden. Rund 160 bzw. 130 Tage sind für die Adamello-Presanella-Gruppe bzw. die Ötztaler Alpen typisch. Über den Dolomiten ist die zeitliche Niederschlagsverteilung mit rund 120 Tagen episodischer. Am seltensten tritt Niederschlag im Obervinschgau auf, wo sich über das Durchschnittsjahr hinweg nur 70 Tage mit zumindest 1 mm Niederschlag ereignen. Das Flächenmittel über das Untersuchungsgebiet beläuft sich auf 125 Tage.

 

Die mittlere Dauer von Trockenperioden bezieht sich auf den mittleren Zeitabschnitt zwischen zwei Niederschlagstagen, die sich durch eine Niederschlagssumme von mindestens 1 mm auszeichnen. In den Haupttälern südlich des Alpenhauptkammes verstreichen zwischen zwei Niederschlagsereignissen im Mittel 5 bis 7 Tage (Klimakarte Niederschlag :: mittlere Dauer Trockenperiode). In den nördlichen Tälern beträgt die mittlere Dauer von Trockenperioden 3,5 bis 5 Tage. Im Allgemeinen gibt es eine geringfügige Abnahme zu größeren Seehöhen hin. In Hochlagen der Nördlichen Kalkalpen und der Hohen Tauern ist sie am kürzesten, hier geht sie auf etwa 3 Tage zurück. Das Flächenmittel der mittleren Dauer von Trockenperioden beträgt 4,5 Tage.

 

Das mittlere jährliche Maximum der täglichen Niederschlagssumme ist der langjährige Durchschnitt des höchsten Tagesniederschlages eines Jahres. Es kennzeichnet also den niederschlagsreichsten Tag des Jahres. Das 24-stündliche Niederschlagsmaximum bringt im Großteil des Untersuchungsgebietes üblicherweise zwischen 50 und 70 mm (Klimakarte Niederschlag :: mittleres jährliches Maximum Tagessumme). Meist sind Gewitter dafür verantwortlich. Allerdings wird der Einfluss von Adriatiefs in Form einer allmählichen Zunahme nach Südosten hin sichtbar. Die Vizentiner Alpen, das Valbelluna und die Südlichen Karnischen Alpen sind über alle Höhenlagen hinweg von maximalen täglichen Niederschlagssummen von 90 bis 180 mm betroffen. Der räumliche Tiefstwert findet sich vorwiegend im Ötztal, wo am intensivsten Niederschlagstag des Jahres durchschnittlich weniger als 40 mm fallen. Das Flächenmittel beträgt 70 mm.

 

Das 30-jährliche Ereignis des Drei-Tages-Niederschlages ist die 72-Stunden-Niederschlagssumme mit einer statistischen Wiederkehrzeit von 30 Jahren. Anders ausgedrückt muss mindestens einmal in 30 Jahren damit gerechnet werden, dass die angegebene Niederschlagsmenge innerhalb dreier Tage fällt. Heftige dreitägige Niederschlagsereignisse können großräumige Überschwemmungen und zahlreiche Murenabgänge mit sich bringen. Das 30-jährliche Ereignis des Drei-Tages-Niederschlages liegt in weiten Teilen des Untersuchungsgebietes bei rund 140 bis 210 mm (Klimakarte Niederschlag :: Extremwerte 3-Tagessumme :: Wiederkehrzeit 30 Jahre). Diese Werte werden allerdings in den zentralalpinen Tälern weitgehend nicht erreicht. Etwa 90 mm sind stellenweise im Oberinn- und Pustertal typisch. Rund 180 bis 300 mm sind abgesehen von den Ötztaler, Stubaier und Sarntaler Alpen in höheren Lagen zu finden. Niederschlagshöhen von bis zu 550 mm dürften sich zu den Friauler Dolomiten hin ergeben. 250 bis 350 mm kennzeichnen derartige Niederschlagsereignisse selbst am Talboden des Valbelluna.

 

 

 

Schneedecke

Jener Teil des Niederschlags, der bei ausreichend kalten Temperaturen die Erdoberfläche als Schneefall erreicht, kann zum Aufbau einer Schneedecke beitragen. Das Vorhandensein einer Schneedecke hat bedeutende ökologische und ökonomische Auswirkungen: Neuschnee wirft aufgrund seiner äußerst hohen Albedo etwa 85 % der einfallenden Sonnenstrahlung zurück, ein Strahlungsanteil, der folglich nicht zur Erwärmung beitragen kann. Wegen der vielen isolierenden Lufteinschlüsse stellt die Schneedecke einen wirksamen Kälteschutz für darunterliegende Pflanzenteile und die Wintersaat dar. Das in der Schneedecke zwischengespeicherte Wasser führt zu einem Absinken des Abflusses im Winter und zu einem Anstieg zur Zeit der Schneeschmelze – mit entsprechenden Folgen für die Wasserkraftnutzung. Nicht zuletzt bedingen die Ausübung von Wintersport und dessen touristische Nutzung eine Schneeunterlage. In der Klimatologie bezeichnet man als Schneedecke eine geschlossene Schneeauflage von mindestens 1 cm Höhe. Bei ihrer Messung werden die tägliche Neuschneehöhe und Schneehöhe (gemeint ist die Gesamtschneehöhe) unterschieden, die üblicherweise zum Morgentermin um 7 Uhr festgestellt werden. Wieder ergeben sich aus dem vorhandenen Beobachtungsdatenmaterial methodische Einschränkungen: So wird manch kurzlebige Schneedecke von den morgendlichen Beobachtungsterminen nicht erfasst. Schwerer wiegt, dass – ähnlich wie bei der Niederschlagsmessung – die Stationsdichte zum Hochgebirge hin stark abnimmt. Wegen der höchst variablen Schneeablagerung im stark gegliederten hochalpinen Gelände, Windverfrachtung und der Verlagerung durch Lawinen sind die angegebenen Werte als theoretische Näherung mit einer räumlichen Repräsentativität für die weitere Umgebung zu verstehen. Hinzu kommen Unterschiede in den regionalen Beobachtungskonventionen sowie ein Mangel durchgehender Beobachtungsreihen im südlichen Gebietsteil, die eine das gesamte Untersuchungsgebiet abdeckende Darstellung des Schneeklimas in vertretbarer Qualität leider nicht erlauben.

 

In der jährlichen Neuschneesumme werden die einzelnen täglichen Neuschneehöhen eines Jahres zusammengezählt. Der tatsächliche Schneedeckenabbau durch Setzen, Schmelzen und Verdunstung wird nicht berücksichtigt. Das räumliche Muster der jährlichen Neuschneesumme ist auf den ersten Blick eng an die Seehöhe gekoppelt (Klimakarte Neuschnee :: Mittlere jährliche Summe). Allerdings erhalten die Nordalpen in rund 1000 m Seehöhe mit etwa 3 bis 6 m grob die dreifache Neuschneesumme der Zentralalpen in ähnlicher Höhenlage. Dies liegt an Strömungen aus nordwestlicher Richtung, deren Luftmassen nicht nur niederschlagsreich, sondern auch verhältnismäßig kalt sind. Auch in rund 2000 m Seehöhe empfangen die Nordalpen den meisten Neuschnee (etwa 7 bis 10 m), während entlang und südlich des Alpenhauptkammes die Mengen um rund 15 bis 25 % verringert sind. Im Hochgebirge werden schließlich enorme Neuschneesummen von bis zu über 20 m erreicht. Abseits des Hochgebirges treten die höchsten Messwerte im Außerfern ein: Der Hahnenkamm (1670 m) bei Reutte verzeichnet mittlere Summen von knapp 11 m, Hochfilzen (1000 m) von beachtlichen 6,8 m. Sowohl in Innsbruck als auch in Lienz kommen im Laufe eines Winters durchschnittlich 1,1 m Neuschnee zusammen. Das räumliche Minimum ist eindeutig in den tiefgelegenen Tälern Südtirols angesiedelt. In Bozen fallen in einer Saison im Mittel nur 22 cm Schnee.

 

Der Beginn bzw. das Ende der Schneedecke fällt auf den ersten bzw. letzten Tag eines Jahres, an dessen Morgen eine Schneedecke von mindestens 1 cm Höhe gemessen wird (Klimakarten Schnee :: Schneedecke). Die Jahre werden dabei von August bis Juli anstatt von Jänner bis Dezember ausgewertet, um die Teilung der natürlichen Schneesaison zu vermeiden. Die dazwischenliegende Schneedeckendauer kann durchaus zwischenzeitliche apere Abschnitte beinhalten. In vergleichbaren Höhenlagen tritt die erste Schneedecke in den Nordalpen durchschnittlich zwei bis drei Wochen früher auf als südlich des Alpenhauptkammes. Mit dem Datum der letzten Schneedecke ist es genau umgekehrt. In 2000 m Seehöhe beispielsweise muss man im Norden schon in der ersten Septemberhälfte mit einem Wintereinbruch rechnen, im Süden hingegen erst Anfang Oktober. Umgekehrt schmilzt in dieser Höhenlage die letzte Schneedecke in den Nordalpen durchschnittlich zur Sommersonnenwende ab, an der Alpensüdseite jedoch schon Anfang Juni. Während in 1000 m Seehöhe in den Nordalpen eine Schneedecke meist zwischen Ende Oktober und der zweiten Aprilhälfte vorkommt, liegt an der Alpensüdseite häufig Mitte November der erste und Anfang April der letzte Schnee. In Innsbruck und Lienz bildet sich die erste Schneedecke durchschnittlich um den 20. November herum, während die letzte Schneedecke zum Monatswechsel von März auf April verschwindet. In Bozen ist die mittlere Schneedeckendauer auf acht Wochen im Hochwinter, zwischen Mitte Dezember und Mitte Februar, beschränkt.

 

Die mittlere monatliche Schneehöhe bezeichnet den langjährigen Durchschnitt der Gesamtschneehöhe zur Mitte (am 15.) des betreffenden Monats (Klimakarten Schnee :: Monatsmittel). Die mittlere monatliche Schneedeckenhäufigkeit gibt die langjährige durchschnittliche Anzahl der Tage, an denen eine geschlossene Schneeauflage von mindestens 1 cm vorhanden ist, im jeweiligen Kalendermonat an (Klimakarten Schnee :: mittlere Häufigkeit). Im November ist über alle Höhenlagen noch eine vergleichsweise geringe Schneeauflage vorhanden. In den großen Tälern liegt im Mittel kein (Untervinschgau, Etsch- und Eisacktal sowie Unterland) oder kaum Schnee (Inn- und Pustertal). In den höher gelegenen Tälern und auf den Bergen hat dagegen der Winter normalerweise schon Einzug gehalten. Die typischen schneereichen Wetterlagen um diese Jahreszeit sind Nordwestströmungen. Das zeigt sich beispielsweise an den mittleren Schneehöhen in 2000 m Seehöhe: Während in den Nordalpen durchschnittlich rund 30 cm Schnee liegen, ist es nahe dem Alpenhauptkamm und an der Alpensüdseite etwa die Hälfte. Diese Durchschnittswerte der Schneehöhe sind naturgemäß nicht gleichmäßig jedes Jahr anzutreffen. Vielmehr gibt die Schneedeckenhäufigkeit einen Hinweis darauf, wie wahrscheinlich das Auftreten einer Schneedecke ist. In tiefen Lagen um 500 m Seehöhe liegt in den Nordalpen etwa an 6 Tagen, inneralpin und an der Alpensüdseite an nur 2 Tagen Schnee. Die Zunahme der Schneedeckenhäufigkeit mit der Seehöhe verläuft zu Beginn der Schneesaison noch relativ geradlinig. In 1500 m Seehöhe gibt es in den Nordalpen meist an 18 Tagen eine Schneedecke, in den Südalpen an 12 Tagen. In noch höheren Lagen gleicht sich der Nord-Süd-Unterschied zunehmend aus. Im Hochgebirge kann man überall fast den ganzen November über mit einer Schneedecke rechnen.


In der Vorweihnachtszeit, Mitte Dezember, liegt die mittlere Schneehöhe auch in den tiefst gelegenen Tälern knapp über null. Bozen, Meran und Brixen (569 m) bringen es durchschnittlich auf 1 cm, Innsbruck auf 4 cm und Lienz auf 13 cm Schneehöhe. Allerdings liegt in Bozen und Meran üblicherweise an nur 6 sowie in Brixen an nur 9 Dezembertagen Schnee. Während also diese Städte im Weihnachtsmonat überwiegend schneefrei sind, kann man in Innsbruck bei 15 Tagen und in Lienz bei 18 Tagen mit Schneedecke auf weiße Weihnachten hoffen. Auf den Bergen wächst die Schneedecke rasch an. In rund 2000 m Seehöhe verdoppelt sich im Schnitt die Schneedecke im Laufe eines Monats in den Nordalpen auf etwa 60 cm, in den Dolomiten verdreifacht sie sich auf etwa 45 cm. Demnach führen nun auch vermehrt südliche Anströmungen zu Schneefällen. Abgeschirmt von sowohl Nordwest- als auch Südstaulagen liegt in den Sarntaler, Stubaier und Ötztaler Alpen mit meist rund 35 cm weniger Schnee.


Während des Hochwinters, Mitte Jänner, nimmt die Höhe der Schneedecke zu größeren Seehöhen hin stark zu. So liegen nördlich des Alpenhauptkammes in 500 m Seehöhe durchschnittlich rund 10 cm, in 1500 m Seehöhe rund 50 cm und in 2500 m Seehöhe rund 1,5 m Schnee. Südlich des Alpenhauptkammes sind die Schneedecken etwas weniger mächtig: Da Nordwestlagen auch zu dieser Jahreszeit vorherrschen, findet man auf dem Hahnenkamm bei Reutte durchschnittlich eine 1,1 m hohe Schneedecke vor, während es auf dem deutlich höhergelegenen Monte Piana (2265 m) in den Sextener Dolomiten 67 cm sind. Obwohl der Jänner in den Tieflagen ganz allgemein der schneereichste Monat ist, kommt Bozen über eine mittlere Schneehöhe von kaum 1 cm nicht hinaus. Hier findet man meist an 8 Tagen, in Innsbruck an 20 Tagen und in Lienz an 24 Tagen eine Schneedecke vor. Südlich von Bozen nimmt die Schneedeckenhäufigkeit leicht zu, da in Richtung Gebirgsrand häufiger Niederschlag fällt als in geschützten inneralpinen Bereichen. In höhergelegenen Tälern und den typischen Wintersportorten gilt der Jänner als sehr schneesicher.


Im Februar sind die mittlere Höhe und Häufigkeit der Schneedecke in tiefen Lagen meist schon wieder leicht rückläufig. Im Mittel- und Hochgebirge wächst die Schneedecke dagegen weiter kräftig an und so wird im Flächenmittel die größte monatliche Schneehöhe des Jahres erreicht. Im gesamten Gebiet liegen nun im Schnitt knapp 15 cm Schnee in 500 m Seehöhe, gut 35 cm in 1000 m Seehöhe und etwa 60 cm in 1500 m Seehöhe. Regional gibt es allerdings bedeutende Unterschiede: Während die Schneehöhe in den Kitzbüheler Alpen in rund 1000 m Seehöhe auf durchschnittlich 84 cm (Hochfilzen) anwächst, stagniert sie in inneren Dolomitentälern bei durchschnittlich 8 cm (Lüsen, 981 m). Am Brenner (1445 m) liegen nun durchschnittlich 65 cm und auf der Zugspitze (2964 m) 2,8 m Schnee. Der Rückgang der Schneedeckentage im Vergleich zum Vormonat ist südlich des Alpenhauptkammes stärker ausgeprägt als in den Nordalpen. In Lienz liegt an durchschnittlich 20 Tagen, in Innsbruck an 16 Tagen und in Bozen an 5 Tagen im Februar Schnee.


Im März nehmen die räumlichen Gegensätze in der Schneeverteilung zu. Zwar schrumpft die Schneedecke bis ins Mittelgebirge meist schon (am Brenner auf etwa 52 cm), der deutliche Schneezuwachs im Hochgebirge (auf der Zugspitze auf etwa 3,6 m) gleicht diesen Verlust aber vollständig aus. Das hohe Flächenmittel der Schneehöhe im Februar wird also im März trotz der fortschreitenden Jahreszeit gehalten. In Bozen, Meran und Brixen tendiert selbst die mittlere Schneehöhe gegen null, aber auch Innsbruck kommt nur auf 1 cm, Lienz immerhin auf 6 cm. In rund 2000 m Seehöhe liegt meistens in den Lechtaler Alpen (durchschnittlich 1,9 m) die mächtigste Schneedecke, in der Ortlergruppe sowie den Sarntaler Alpen ist es häufig nur ein Drittel davon. Während tiefe Lagen in den meisten Jahren schon aper sind, ist die Schneesicherheit auf den Bergen unverändert hoch. Als Folge drängen sich die Linien bestimmter Schneedeckenhäufigkeiten in einem immer engeren Seehöhenbereich. Die Isolinie, die eine 50-prozentige Schneedeckenwahrscheinlichkeit (15 Tage pro Monat) kennzeichnet, kommt nördlich des Alpenhauptkammes in rund 700 m Seehöhe, südlich davon in rund 900 m Seehöhe zu liegen. In Bozen, Meran und Brixen liegt meist nur noch an 2 bis 3 Märztagen Schnee, in Innsbruck an 7 Tagen und in Lienz an 11 Tagen.


Im April verschärfen sich die Gegensätze noch weiter. Während eine Schneedecke zur Monatsmitte in den Niederungen die absolute Ausnahme darstellt und auch im Mittelgebirge starkes Tauwetter einsetzt, steht im Hochgebirge das jährliche Schneehöhenmaximum erst bevor. Auf dem Patscherkofel (2247 m) liegt der Schnee nun durchschnittlich 86 cm hoch, auf der Zugspitze türmt er sich 3,8 m hoch. In den hochgelegenen Wintersportorten wie Obergurgl (1938 m) und Kühtai (1970 m) findet sich noch eine dicke Schneedecke von im Schnitt 62 cm bzw. 1,2 m. Am stärksten schmilzt der Schnee in den Nordalpen zwischen 1000 und 1500 m Seehöhe, wo die Schneehöhe seit Mitte März durchschnittlich um gut 30 cm abgenommen hat. Hier leistet besonders Niederschlag in Form von Regen einen Beitrag zu den Schmelz- und Setzungsprozessen. Oberhalb von rund 1300 bis 1600 m Seehöhe ist das Vorhandensein einer Schneedecke dennoch wahrscheinlicher als ihr Fehlen. Der im Mittelgebirge gelegene Übergangsbereich von niedriger zu hoher Schneedeckenhäufigkeit wird immer schärfer. Lagen oberhalb von rund 2000 m Seehöhe sind weiterhin so gut wie schneesicher. In tiefen Lagen unter 1000 m Seehöhe resultiert eine Schneedecke im April in der Regel nicht mehr aus einer schwindenden Altschneedecke, sondern aus späten Wintereinbrüchen. Innsbruck und Lienz bringen es im Mittel noch auf einen Schneedeckentag im April. Teile des Oberinntals, des Passeier sowie die Haupttäler Südtirols sind üblicherweise völlig schneefrei.

 

Die jährliche Anzahl der Tage mit Neuschnee erfasst die Tage mit einer morgendlichen Neuschneehöhe von 1 cm oder mehr während eines ganzen Jahres. Ihre Häufigkeit ist vorrangig an die Seehöhe gebunden. Für das Untersuchungsgebiet als Ganzes kann im Durchschnittsjahr eine Zunahme von rund 42 Tagen pro 1000 m Seehöhe festgestellt werden. In absoluten Zahlen bedeutet das etwa 21 Tage mit Neuschnee in Tallagen (um 500 m Seehöhe) und rund 105 Tage mit Neuschnee im Hochgebirge (um 2500 m Seehöhe). Die tatsächliche räumliche Verteilung zeigt allerdings, dass die meisten Tage mit Neuschnee im Nordweststau sowie nahe dem Alpenhauptkamm verzeichnet werden (Klimakarte Neuschnee :: Tage mit Neuschnee ≥ 1cm). Ortschaften mit durchschnittlich mehr als 50 Neuschneetagen pro Jahr sind z. B. Achenkirch (904 m), Galtür (1587 m) und Obergurgl. Doch auch in Mittelgebirgslagen Ost- und Südtirols wird Neuschnee im Mittel an 40 (Ridnaun, 1350 m) bis 45 Tagen (Obertilliach, 1400 m) pro Jahr beobachtet. In Innsbruck wächst die Schneedecke an durchschnittlich 23 Tagen pro Jahr, in Lienz, wo die Schneefälle episodischer auftreten, fällt eine vergleichbare Neuschneesumme an nur 15 Tagen. Ein Durchschnittswert von unter 10 Tagen mit Neuschnee trifft auf die tiefgelegenen Haupttäler Südtirols zu: Nur 6 Tage sind es beispielsweise in Bozen.

 

Die jährliche Anzahl der Tage mit Schneedecke ist die Summe aller Tage mit einer morgendlichen (Gesamt-)Schneehöhe von 1 cm oder mehr während eines ganzen Jahres. Sie hängt nicht nur davon ab, wie oft und wie viel es schneit, sondern wie lange sich einmal gefallener Schnee temperaturbedingt halten kann. Hierfür sind hochalpine Lagen günstig, aber auch Becken und Täler, in denen sich Kaltluftseen ausbilden. Am seltensten gibt es in den tiefgelegenen, inneralpinen Tälern der Alpensüdseite eine Schneedecke, in Bozen beispielsweise an nur 23 Tagen im Jahr (Klimakarte Schnee :: Tage mit Schneehöhe ≥ 1cm). In Nordtirol liegt mindestens doppelt so häufig Schnee, der örtliche Tiefstwert mit 53 Tagen ist folglich bei Telfs (618 m) im Oberinntal zu finden. In Innsbruck hält sich eine Schneedecke schon an durchschnittlich 63 Tagen, in Lienz an 80 Tagen im Jahr. Mit zunehmender Seehöhe steigt die Schneedeckenhäufigkeit stark an, und zwar bis in 1500 m Seehöhe um etwa 10 Tage und darüber um etwa 12 Tage pro 100 Höhenmeter. Im Schnitt kann man beispielsweise in 2000 m an der Alpensüdseite an knapp 190 Tagen mit einer Schneedecke rechnen, in den Nordalpen an gut 220 Tagen.

 

Das mittlere jährliche Schneehöhenmaximum ist der langjährige Durchschnitt der größten Schneehöhe eines Jahres, beruhend auf den täglichen Beobachtungen. Dieses weist neben der Seehöhenabhängigkeit und einem Nord-Süd-Gefälle einen Kontrast zwischen Gebirgsrandlagen und inneralpinen Tälern auf (Klimakarte Schnee :: Mittel des jährlichen Maximums). Die höchsten Werte sind dort zu verzeichnen, wo Schnee bringende Wetterlagen auf die ersten Gebirgsbarrieren treffen und es zudem kalt genug ist, dass sich der Schnee halten kann. Bis in mittlere Lagen trifft dies vor allem auf das nördliche Tiroler Unterland und die Arlbergregion zu. Hier liegt das mittlere jährliche Maximum in 1000 m Seehöhe etwa zwischen 70 und 105 cm, während es in der Ortlerregion und den Dolomiten nur gut 40 cm beträgt. In 2000 m stehen knapp 2,2 m in den Nordalpen etwa 1,3 m an der Alpensüdseite gegenüber. In Hochlagen erweisen sich auch die Ortler-Alpen und die Hohen Tauern, wo im Mittel Höchstwerte von 6 bis 7 m erreicht werden, als wirkungsvolle Barrieren. In der Arlbergregion ist in den Gipfelregionen mit etwa 5 m zu rechnen. In Lienz liegt der Schnee einmal im Jahr durchschnittlich 46 cm, in Innsbruck 30 cm und in Bozen 8 cm hoch.

 

Das 30-jährliche Ereignis der Drei-Tages-Neuschneesumme ist die 72-Stunden-Neuschneemenge mit einer statistischen Wiederkehrzeit von 30 Jahren. Anders ausgedrückt muss mindestens einmal in 30 Jahren damit gerechnet werden, dass die angegebene Schneehöhe innerhalb dreier Tage fällt. Extreme Neuschneemengen beeinträchtigen das öffentliche Leben, behindern den Verkehr und erhöhen die Lawinengefahr. Im Durchschnitt nehmen die Neuschneesummen eines derartigen Ereignisses pro 1000 m Seehöhe um rund einen halben Meter zu (Klimakarte Neuschnee :: Extremwerte 3-Tagessumme :: Wiederkehrzeit 30 Jahre). Unterhalb von 2000 m Seehöhe erhalten die Nordalpen die größten Neuschneesummen. Darüber werden sowohl am nördlichen als auch am südlichen Gebirgsrand ähnliche Extremwerte verzeichnet. Dies weist darauf hin, dass intensive Schneefallereignisse von beiden Seiten den Alpenbogen erreichen. Da Luftmassen aus nördlichen Richtungen kälter sind, ist das Potenzial für starken Schneefall bis in tiefere Lagen in den Nordalpen größer: So wird das 30-jährliche Ereignis sowohl in Sankt Ulrich am Pillersee (870 m) als auch in Obertilliach mit über 1,5 m angenommen. Für Lienz wird immerhin von 1,4 m ausgegangen, für Innsbruck nur noch von der Hälfte. Generell sind die Werte für abgeschirmte inneralpine Tallagen, wo verbreitet weniger als 1 m erreicht werden, viel niedriger angesetzt. Zwischen Meran und Bozen, aber auch um Brixen genügen bereits rund 30 bis 35 cm Neuschnee in drei Tagen für ein 30-jährliches Ereignis.

 

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